Ich bin ein braves Mädchen!

Das war schon immer so. Ich konnte nie eine Schulstunde schwänzen, Hausaufgaben nicht machen. Auch keine Maske zu tragen, würde ich niemals in Betracht ziehen. Ich habe schlicht weg Schiss, wo andere sagen würden: „Wo ist das Problem???- Es gibt Schlimmeres.“

 

Letzte Woche ist mir das mal wieder aufgefallen. Da ich seit Corona regelmäßig in unserem kleinen Dorfladen aushelfe, muss ich natürlich auch da auf die Einhaltung der Maskenpflicht achten.

Im Gegensatz zu großen Märken passiert es bei uns recht häufig, dass nur ein Kunde im Laden ist. Ich mache dann sofort meine Maske hoch, die ich sonst unter dem Kinn trage und normal trägt der Kunde auch eine Maske.

Letzte Woche kam wieder eine Kunde rein und so nebenbei halten wir ein kleines Pläuschchen. An der Kasse sagt der Kunde dann: „Oh, nein! Ich habe ja keine Maske auf! Das habe ich total vergessen. Du hast ja gar nichts gesagt!“. Tja, ich hatte es nicht gemerkt. Passiert mir nicht zum ersten Mal. „Da muss ich echt besser aufpassen“, denke ich mir. Das brave Mädchen im Hinterkopf macht sich wieder bemerkbar.

 

Wie kommt das?

Als Coach mit einer guten Ausbildung kommt man nicht drum herum als erstes viel über sich selbst zu lernen. Warum ticke ich so, wie ich ticke? Was hat mich in der Kindheit geprägt?

So habe ich auch das „brave Mädchen“ irgendwann entlarvt.

 

Es war für mich, als ich klein war, sinnvoll brav zu sein, keine Fehler zu machen. Ich hatte einen strengen Stiefvater und was der sagte, das wurde besser getan. Sonst war mit Konsequenzen zu rechnen. Das wollte ich natürlich nicht, also war ich ein braves Mädchen, hatte Angst, aber arrangierte mich mit dieser Strategie.

Jetzt bin ich erwachsen, es gibt keinen Stiefvater mehr und ich weiß, dass Fehler machen ganz normal ist. Trotzdem erwische ich mich, immer mal wieder, beim „braves Mädchen“ sein wollen. Ich finde es spannend, wie mich die Vergangenheit immer wieder einholen kann. Denn mal ehrlich, wie schlimm ist es, wenn jemand seine Maske nicht getragen hat und ich habe es nicht gemerkt.

 

Jetzt weiß ich, dass es für mich immer noch normal ist, Menschen mit dem ganzen Gesicht zu sehen. Wie schön! Es ist gut etwas über sich selbst gelernt zu haben.

 

„Brave Mädchen“ entlarven gehört unter anderem  zu meinem Job. Du hast ein ähnliches Problem? Ich berate dich gerne J

Frohe Pfingsten wünscht dir 

 

Susanne

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